Sonntag, 5. Dezember 2010

Aufbruch

Nachdem ich mich ausgeruht hatte, gabs zum Frühstück das nepalesische Nationalgericht: Dhaal Bhaat (Reis mit Linsensuppe). Ergänzt wird es mit Spinat, jungem Knoblauch, Sojabohnen, Bratkartoffeln oder anderem saisonalen Gemüse sowie einem Klecks pickle (Gewürzmischung). Für deutsche Gäste ist meist auch noch ein kleines Stückchen Hühnchen dabei (wenn ich "Stückchen Hühnchen" schreibe dann ist das wörtlich zu nehmen! Hier geht es nicht um Keule oder Brust, sondern um einen willkürlich herausgehauenen Würfel mit allem was man in so einem Viech halt findet. Dabei stellt Muskelfleisch meistens den geringsten Anteil dar. Hatte schon interessante anatomische Begegnungen mit meinem Essen...). Ich muss sagen mir schmeckt es in allen Kombinationen sehr gut (bei wem das nicht so ist, sollte sich allerdings auf ein paar schwierigkeiten bei der Essensbeschaffung einstellen). Dabei kommt mir die Tatsache zugute, dass Nepalesen einen ähnlichen Schärfegrad bevorzugen wie wir Europäer und sich nicht an ihre indischen Nachbarn halten. Dhaal Bhaat gibt es überall in Nepal und jeden Tag zweimal täglich, einmal morgens um 10 und einmal abends um 7-8. Das klingt vielleicht eintönig, ist aber an sich nach kurzer Gewöhnungszeit nicht nur ganz praktisch sondern auch immer wieder lecker. Gegessen wird mit der rechten Hand, die als Schaufel benutzt wird. Das geht leichter als ich gedacht hätte und gehört für mich inzwischen einfach zu nepalesischem Essen dazu. Die Unterdrückung von Essgeräuschen ist, wie mir scheint, eher nicht vorgesehen...

Das nepalesische Nationalgericht: Dhaal Bhaat

Lediglich eine Komponente des Essens lehnte ich in reiner Form nach kurzem Probieren von vornherein ab: Ghee! Das ist die asiatische Form der Butter, die zum Anbraten (kaum zu verpassen, da ähnliche Wirkung wie gasförmiges Chili!) benutzt, aber auch pur (yummy...) zum Essen gereicht wird und in meinen Augen seeeehr gewöhnungsbedürftig ist. Da ich auch sonst keine Butter esse wurde diese Einschränkung aber sofort akzeptiert. Das Gemüse und alle übrigen Ergänzungen zu Dhaal Bhaat werden übrigens mit einem total urigen Messer zum Draufhocken geschnitten! Handmesser, wie sie bei uns üblich sind, gibt es hier erst seit kurzer Zeit.
Indra beim Knoblauchschneiden

Mittags gegen 2 greift man auf ein einfacher zuzubereitendes Essen zurück, nämlich Chiuraa (geschlagener Reis). Dazu wird das ungekochte Reiskorn so lange in einer runden Metallschüssel "geschlagen" bis es aus ganz dünnen Plättchen besteht, die man sich nun unter hohem Feuchtigkeitsverlust zuführen kann. Um einer kompletten Verstopfung vorzubeugen gibt es meistens noch etwas Kartoffeln vom Morgen, ein Ei oder auch frischen Yoghurt. Gerade Bhaktapur ist für seinen guten Yoghurt bekannt (eine Tatsache, die mir ebenfalls sehr entgegen kommt). Dieser besitzt hier auch eine Bedeutung bei bestimmten religiösen Riten. So  muss beispielsweise die Anzahl der Löffel, die man aufgetan bekommt, immer gerade sein - fand ich absolut logisch! Eine Tradition, die meiner Meinung nach bei uns total unterschätzt wird, aber das sehen wohl nur Monk-Fans wie ich so...

Nepalesisches Mittagessen: Chiuraa (beaten rice)

Zu Trinken gibt es immer gefiltertes Leitungswasser, das auch ich gut vertrage. Abkochen ist relativ aufwändig, zumal jegliche Abhängigkeit von Strom sehr unpraktisch ist. Trinkwasser ist deshalb vor allem in der Regenzeit ein Problem, wenn der Strom noch häufiger gekappt wird als jetzt im Winter. Abgeschaltet wird immer zu den Hauptverbrauchszeiten, also morgens und abends. Zur Zeit haben wir tagsüber ca. 6h, nachts etwa 10h Strom, Tendenz sinkend. Wenn es keinen Strom gibt und es nicht zu kalt ist strömen die Menschen auf die Straße, denn dann gibt es zu Hause nichts zu tun. Man nutzt die Zeit um einkaufen zu gehen, sich die Beine zu vertreten oder Freunde zu treffen. Alles was jetzt Strom verbraucht ist deutlich teuerer und nur große Geschäfte leisten sich große Stromaggregate für eine kontinuierlilche Versorgung.

Unsere Trinkwasserreinigung
Nun wollte ich aber endlich raus die Stadt erkunden! Nach kurzer Zusammenstellung einer - sich in Zukunft sehr bewährenden - Expeditionsausrüstung, bestehend aus Wasserflasche (meine tägliche Lebensversicherung), Lonely Planet (von der besten Schwester von allen!), Toilettenpapier (ihr wisst gar nicht wie gut unser Toilettenpapier ist!), Desinfektionstüchern (man weiß nie...), Kamera (was würde ich ohne die nur machen???), etwas Geld (möglichst wenig und keine EC-Karte etc.), Handy (mit SIM-Karte von Indra), Mundschutz (1 min entlang einer nepalesischen Straße = 3 Zigaretten), Taschenlampe (nachts ist es nicht nur dunkel sondern STOCKDUSTER!), meinem point-it (kaum einer über 30 spricht hier Englisch!) und Passkopie (bislang ungenutzt, verbraucht aber keinen Platz), verließ ich das Haus und stürzte mich in das Gewusel der kleinen Gassen und Plätze...

Auf den Straßen von Bhaktapur

3 Kommentare:

  1. Sehr schöne Fotos ! Die neue Kamera scheint gut zu funktionieren.

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  2. Das du irre bist, hab ich dir schon mal gesagt, oder?!?:-)
    Meinen Respekt hast du und ich hoffe auf weitere ausführliche Berichte! Grüße aus der verschneiten Heimat!!!

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