Samstag, 4. Dezember 2010

Anreise

Die Fluggesellschaft meiner Wahl, Gulf Air, lag mit ihrem Preisangebot Frankfurt-Kathmandu gut 400 Euro unter dem Durchschnitt. Zusammen mit den Kommentaren, die ich im Internet fand, ließ das nichts gutes hoffen. Da ich mich aber ohnehin auf Einschnitte in den kommenden Monaten eingestellt hatte, buchte ich den Flug und bestieg am 24.11.2010 eine Maschine der Gulf Air nach Bahrain, meiner ersten und einzigen Zwischenetappe.

Mein Taxi nach Nepal!
 Glücklicherweise erwiesen sich alle Befürchtungen als unbegründet. Das Personal auf dem Flug nach Bahrain war in Sachen Kundenfreundlichkeit zwar nicht gerade preisverdächtig, aber an Pünktlichkeit und Sauberkeit der Maschine war nichts zu auszusetzen. Auch das Frühstück entsprach den allgemeinen Flugstandards und wies das wichtige Öl/Fleischverhältnis von 2:1 auf. Mein Sitznachbar, ein deutscher Thailandurlauber, der sich während des gesamten Fluges hauptsächlich von Wein ernährte, bewies mir, dass ich noch verhältnismäßig organisiert ins Unbekannte flog. Er hatte nämlich weder ein Hotel vor Ort gebucht, noch Adressen oder Kontakte dabei, schien darüber aber auch ganz glücklich. Das beruhigte mich ein wenig und so konnte ich mich entspannt in meine Reiseführer vertiefen, für die ich in der Vorbereitungszeit kaum Zeit und Ruhe gefunden hatte.

Kueste Bulgariens am schwarzen Meer
 Der Flughafen in Bahrain ist wie ein großer Eintopf. Hier ergeben sich Tag und Nacht alle möglichen und unmöglichen Mischungen verschiedener Nationalitäten und Kulturen. Die Anwesenheit vollständig vermummter arabischer Frauen, schick gekleideter europäischer Manager und asiatischer Arbeiter gehört ebenso dazu wie z.B. die dicker Autos, arabischer Fastfoodläden oder auch eines Weihnachtsbaumes.




Da ich 6 h Aufenthalt hatte, nutzte ich die Zeit für einen Abstecher ins kostenlose WLAN des Flughafens und aß eine Kleinigkeit. Gerade noch rechtzeitig fiel mir ein, dass es vielleicht ganz angebracht wäre ein Gastgeschenk mitzubringen, da ich zumindest während der ersten Tage bei Indra wohnen sollte. Ich erstand also eine Kleinigkeit im Duty-free Shop (natürlich zum absoluten Schnäppchenpreis!) und bestieg um 2.00 morgens meinen Anschlussflug nach Kathmadu. Diese Maschine war deutlich kleiner und gab vor dem Start etwas merkwürdige Geräusche von sich, hatte dafür aber sehr freundliches Personal und besseres Essen. Ich versuchte etwas zu schlafen, was mir aber nicht so recht glückte. Das war im Nachhinein auch ganz gut so, denn dadurch verpasste ich nicht meinen ersten grandiosen Blick auf die Spitzen des Himalaya, die in einer langen Kette durch die Wolkendecke stießen.

Der Himalaya aus dem Flugzeug

Schließlich landete die Maschine in Kathmandu und ein Bus brachte uns zu dem einzigen Terminal des aus roten Ziegelsteinen und Holzbalken erbauten Flughafengebäudes. In erstaunlich kurzer Zeit hielt ich in der linken Hand ein 90-Tage-Visum, in der rechten Hand meinen Koffer und stand vor dem Flughafengebäude auf der Straße. Sofort wurde ich von Taxifahrern bestürmt, die nur mühsam von den umstehenden Polizisten zurückgehalten werden konnten und ließ mich, da ich Indra nirgends entdecken konnte und kein Handynetz hatte, in einen Taxifahrer-freien Warteraum für hilflose Touristen lotsen. Ein besonders hartnäckiger Geselle wich mir jedoch nicht von der Seite und bot mir an alles notwendige für mich zu organisieren. Ich sagte ihm, dass ich abgeholt werden würde und dachte ich würde ihn damit loswerden. Er ließ aber nicht locker und wollte für mich bei Indra anrufen. Ich sagte ich hätte ihm schon eine Nachricht geschickt. Er nickte, als verstünde er und fügte erst nach einer Pause genüsslich hinzu: "Doof, dass das Netz hier nicht geht..."


Kathmandu Airport
 Bevor ich richtig unruhig werden konnte tauchte Indra auf und begrüßte mich herzlich. Auch mein persönlicher Headhunter freute sich, denn er durfte uns nach kurzer Absprache mit Indra zu einem Taxifahrer seines Vertrauens führen. Die ca. 16 km weite Fahrt nach Bhaktapur entsprach in etwa dem, was ich mir vom Verkehr hier ausgemalt hatte: Die Straße mehr Sandbuckelpiste als Asphalt und der Verkehr ein einziger Hexenkessel. Am Stadttor von Bhaktapur musste ich ein Ticket kaufen, da die Stadt als UNESCO-Weltkulturerbe eine einzige riesige Ausstellung historischer Gebäude und Tempel ist. Von nun an waren die Straßen so eng, dass links und rechts vom Auto teilweise nur wenige Zemtimeter Platz blieben. Das ist für einen Nepalese aber natürlich noch lange kein Grund den Fuß vom Gas zu nehmen und so war ich doch einigermaßen überrascht, dass die Fahrt ohne jegliche Kollisionen verlief. Schließlich hielten wir auf einem kleinen Platz mitten in der verwinkelten Innenstadt von Bhaktapur - wir waren da!

Indras Haus, links unten die Haustuer

Indras Haus ist relativ groß und nach traditioneller nepalesischer Bauart errichtet. Das heißt z.B., dass alle Decken in ca, 1.80 m Höhe hängen, was für größere Menschen wie mich erstmal gewöhnungsbedürftig ist. Außerdem ist der Großteil der Inneneinrichtung Marke Eigenbau und hauptsächlich auf Funktion ausgelegt. Entsprechend viele Stecker und Kabel liegen überall frei herum und man muss sich schon ein wenig auskennen um die jeweils benötigte Schaltung durchführen zu können. Im Erdgeschoss befinden sich lediglich ein Wassertank und ein Stromgenerator, auch der erste und vierte Stock sind zur Zeit leerstehend. Im zweiten Stock befindet sich eine kleine Schlafkammer fuer ihn, seine Frau Sunchita und ihre gerade erst zwei Wochen alte Tochter, sowie ein Wohnzimmer mit Bad. Im Stockwerk darüber ist ein Klo, die Küche und mein Zimmer untergebracht. Es misst etwa 2 x 3 m, hat zwei kleine Fenster und geht nach vorne raus.

Mein Zimmer vom Bett aus

Mein Bett
 Nachdem mich Indra ein wenig rumgeführt hatte, machten wir auf dem Dach eine kleine Pause. Ich war etwas geschafft vom Flug und legte mich für eine Weile in die warme Sonne. Man möchte es als Europäer nicht so richtig glauben, aber selbst im Dezember ist es hier tagsüber so warm, dass man im T-Shirt noch ins Schwitzen kommen kann und auch nachts wird es nicht so kalt wie in Deutschland! Das Dach ist für viele Nepali ein wichtiger Rückzugsort, da die meisten Wohnung extrem eng und dunkel sind. Hier verrichtet man seine Arbeit, trocknet Reis, Gewürze und Gemüse, trocknet seine Wäsche und der eine oder andere hält hier seine Tiere. Auch der deutsche Tourist gesellt sich gerne an diesen Ort, denn man hat einen tollen Blick über die Stadt und einen Teil des Kathmandutals, der bei guter Sicht bis zu den Bergen des Himalaya reicht. Trotz der ungewohnten Umstände fühlte ich mich nun pudelwohl und brannte darauf die Stadt zu erkunden.


Von unserem Dach aus: Hinterhoefe...
 
...der Platz vor unserem Haus...

...ich ueber Bhaktapur...

... und der Himalaya!

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